Warum sind manche Tinten deutlich billiger als andere? - Eine Kolumne von Lothar Diebold (Werbetechnik 2.2017)

Die Preisspanne bei Tinten ist hoch: Es gibt billige und teure. Wie können manche Hersteller ihre Produkte so günstig anbieten? Die Antwort auf diese Frage ist meines Erachtens eindeutig – drei zentrale Faktoren müssen beachtet werden. Zunächst einmal zur Lieferkette: Je länger der Weg zum Endkunden, desto teurer die Tinte. Die Kette für Originaltinten zum Beispiel beinhaltet unter anderem Tintenproduzent, Druckerhersteller sowie Händler – jeder will am Produkt verdienen und verkauft es dementsprechend teurer an den Nächsten weiter.

Zweitens: Man kann nicht über Preisunterschiede bei Tinten sprechen, ohne auf ihren teuersten Bestandteil einzugehen: Pigmente. Bei ihnen gibt es große Unterschiede im Anschaffungspreis – diese resultieren zum Beispiel aus ihrer Lichtbeständigkeit. Spart der Tintenhersteller an dieser Stelle, wird das der Endverbraucher bald merken: Billige Tinten bleichen gerade im Vergleich zu mit teuren Pigmenten hergestellten Produkten schnell aus.

Nun zum wichtigsten Grund: Lösemittel. Sie sind hinsichtlich Produktionseffizienz und Herstellungskosten das Zünglein an der Waage. Das liegt daran, dass die Geschwindigkeit des Mischprozesses im Grunde alleine von ihnen abhängt – sie lösen die anderen Bestandteile auf. Mit hochaggressiven Lösemitteln etwa lässt sich dieser Vorgang von einigen Tagen auf wenige Stunden reduzieren. Auch kann der Hersteller die Eigenschaften der Tinte, etwa hinsichtlich Trocknung und Haltbarkeit, ohne zusätzlichen Aufwand verbessern. Nun gibt es aber einen Haken, und der ist nicht zu vernachlässigen: die Gesundheit. Billige und aggressive Lösemittel können sie massiv angreifen, da sie krebserregend und fruchtschädigend sind. Hinzu kommt noch der vergleichsweise harmlose Aspekt der Geruchsbelästigung. Wie kann sich der Kunde vor diesen Gefahren schützen? Hier muss ich Ihnen leider sagen: gar nicht. Hersteller lassen die Informationen zu den Inhalten in den Datenblättern teilweise einfach weg oder verfälschen sie. Sanktionen müssen sie dafür in der Regel nicht fürchten – es gibt keinen Strafenkatalog, weshalb es nicht zu Prozessen und Abmahnungen kommt. Zudem wäre in jedem einzelnen Fall eine chemische Analyse der Zusammensetzung nötig – aus Zeitund Kostengründen kaum umsetzbar. Einen Rat kann ich Ihnen jedoch geben: Kaufen Sie nicht billig Billige Produkte mit hoher Qualität gibt es nicht.

Lothar Diebold ist Gründer und Geschäftsführer von easy inks aus Denzlingen – Hersteller und Händler von Alternativtinten. Diese Kolumne ist die dritte einer sechsteiligen Serie, in der der Experte rund um das Thema Großformatdruck schreibt.

Dieser Artikel wurde veröffentlicht in der Werbetechnik 2.17
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